Donnerstag, September 28, 2006

Redundante Sekundärmeinungen

Auch Deutschlands ehemals liebste Fußball-Fleischmütze Carsten Jancker befindet sich im Moment in Shanghai. Der Stürmer erwärmt bei Shanghais Vorzeige-Verein Shenhua allerdings nur die Ersatzbank anstatt die Herzen der Fans. Im Magazin "Player" erzählt er über seine Zeit in Shanghai.

Frage: Guten Tag, Herr Jancker, wie läuft's?

Jancker: Danke, gut. Ich wohne hier in einem bewachten Wohnkomplex nur drei Minuten vom Trainingsgelände entfernt. So muss ich mich nicht durch das tägliche Verkehrschaos kämpfen.

Frage: Gefällt Ihnen das Leben in China?

Jancker: Absolut. Nur das Essen ist sehr gewöhnungsbedürftig. Hier kommen Schlangen in den Topf, und eine andere Spezialität sind Entenzungen.

Frage: Haben Sie solche Köstlichkeiten probiert?

Jancker: Nein. Ich halte mich an Pasta und Reisgerichte.

Frage: Wie kommen Sie mit dem Klima zurecht?

Jancker: Es ist schon sehr heiß. Bei einem Spiel sahen meine Hände aus, als hätte ich zu lange in der Wanne gesessen. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem.

Frage: Sie haben gegen Shenyang Ginde eine Rote Karte kassiert - was ist vorgefallen?

Jancker: Nichts Wildes. Ein Kampf am Boden, ein kleines Gerangel. Plötzlich zeigt der Schiri uns beiden Rot. Es war die erste Rote Karte meines Lebens.

Frage: Bis wann läuft Ihr Vertrag bei Shanghai Shenhua?

Jancker: Am 22. Oktober ist unser letztes Ligaspiel. Danach wird sich zeigen, wie es weitergeht. Ich kehre wahrscheinlich nach Österreich zurück.

Frage: Hatten Sie schon Besuch von Ihrer Familie?

Jancker: Ja. Wir waren im Zoo, und meine Frau ging natürlich shoppen. Im Zoo waren die Panda-Bären und die Löwenfütterung aus dem Bus die Attraktionen.

Frage: Aus dem Bus?

Jancker: Es war heftig. Man fährt mit dem Bus durchs Löwengehege und hintendran binden die lebende Hühner. Die flattern da rum und dann stürzen sich die Löwen drauf und reißen sie einfach ab.

Frage: Schnell zurück zum Sport - Sie waren bekannt dafür, nach Toren Ihren Ehering zu küssen. Jubeln Sie immer noch so?

Jancker: Leider nicht, denn ich habe noch kein Tor für Shanghai erzielt. Es sollte nicht sein. Aber ich bin sicher, China nicht ohne Treffer zu verlassen. (Inzwischen hat Jancker seinen ersten Treffer erzielt. Er traf beim Gastspiel seiner Elf in Jeonbuk zum 2:4-Endstand. Das Interview wurde davor aufgezeichnet; d. Red.)

Interview: Patrick Kiefer



Wer nicht bereit ist, sich auch nur annähernd auf eine neue Kultur einzulassen und alles ungewohnte als schlecht und "heftig" abkanzelt, verdient auch keine Treffer.
Dafür war Carsten Jancker aber zumindest beim Oktoberfest (Bericht folgt) und ab Ende Oktober ist er ja wieder in Europa. Ob Östereich da allerdings weniger exotisch ist... (Sorry, Matthias ;-) )