Weihnachten in Shanghai

Während sich in deutschen Supermärkten vermutlich schon seit Mitte September Spekulatius, Lebkuchen und Marzipankartoffeln in den Regalen stapeln, geht Shanghai Weihnachten eher gemächlich an. Da China seit der kommunistischen Machtübernahme 1949 offiziell atheistisch ist und die inoffiziell am weitesten verbreiteten Religionen Buddhismus und Taoismus mit christlichen Riten herzlich wenig anfangen können, ist Weihnachten in China ein Fest der Ausländer und in zunehmenden Maße auch der jungen Chinesen. In einer so weltoffenen, von vielen Kulturen geprägten und nicht zuletzt auch gnadenlos kapitalistischen Stadt wie Shanghai, kommen aber auch die großen Konsumtempel an einem im Rest der Welt so großem Fest natürlich nicht vorbei. Dabei gilt die Devise "Kitsch as Kitsch can", je mehr und plastikhaltiger desto besser. "Jingle-Bells"-singende Weihnachtsmänner, Girlanden und Lametta in allen nur denkbaren Farben und Geschmäckern, blinkende Nikolausmützen und künstliche Weihnachtsbäume jeder Größe und Beschmuckungsquantität. Alles in allem also nicht ansatzweise vergleichbar mit dem – zumindest größtenteils – einigermaßen dezenten und festlichen Schmuck, den man in Deutschland kaufen kann. Für unsere WG stellt sich jetzt die Frage, wie wir unsere Dekoration handhaben werden. Entweder hängen wir gar keine auf oder so vielem und extremen Schmuck, dass es schon wieder annehmbar ist. Bis zur endgültigen Entscheidung besteht der weihnachtliche Glanz in unserem Appartement aus einem provisorischen und selbstgebauten Adventskranz – vier Teelichter der Geschmacksrichtung Erdbeere unter einem fast vertrockneten Bambusgewächs.
Einzig beim Weihnachtsbaum soll es dann doch bitte ein echter sein. Hier entscheiden sich die Anschaffungsmethoden wenig von den deutschen, erste Anlaufstation wird der örtliche IKEA sein, der allerdings ziemlich weit von unserer Wohnung entfernt liegt. Und wenn es jemandem seltsam vorkommt, dass zwei Deutsche und ein Österreicher in Begleitung einer jüdischen Amerikanerin in China in einem schwedischen Möbelhaus eine dänische Nordmanntanne ersteigern – Willkommen im Jahrhundert der Globalisierung und in deren Hauptstadt Shanghai!
Den persönlichen weihnachtlichen Tiefpunkt erwarte ich morgen abend auf der Feier der International School. Unsere Klasse wird "Jingle Bells" auf Englisch, Japanisch und Chinesisch singen. Eine eigentlich sehr nette Idee, müsste nicht ausgerechnet ich dazu als Schneemann verkleidet auf die Bühne und die chinesische Ansage machen...
In diesem Sinne: 我 祝 你们 圣诞节 快乐 和 新年 好!


4 Comments:
Hallo Patrik,
schön von Dir zu lesen!
Heute steht dein Artikel in der RP.
Ich hoffe, Du fühlst Dich wohl in Shanghai und alles läuft wie gewünscht.
Gruß aus Mettmann, frohe Weihnachten und ein gutes Jahr 2007!
Rainer Kolorz
jau, endlich hat es klein-sipply mal über die sportseite hinaus auf die titelseit des lokalteils geschafft, sogar mit foto, naja, ob das jetzt gut ist oder nicht liegt im auge des betrachters, im wahrsten sinne des wortes......
frohe weihnachten, versucht das beste draus zu machen und viel erfolg als schneemann, ich lach mich tot!!!!
Hohoho, du Schneemann,
dann wünsch ich euch mal morgen viel Spaß bei der Weihnachtsfeier.
Und natürlich das übliche: Frohe Weihnachten und nen guten Rutsch ins Neue Jahr. An Partymöglichkeiten wirds euch sicherlich nicht mangeln ;-) Ich fliehe auch vom "Land", mal schauen, wo wir in Köln oder Bonn feiern gehen.
Tschöökes
Denise
Yay, ich möchte Photos von der Weihnachtsmann-aktion sehen!!! Ansonsten "a froahs fäst", wie man in meinen heimatlichen Gefilden sagt...
lg til
Kommentar veröffentlichen
<< Home